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KÜNSTLER
        
          IN  DER  FAMILIE





Richard Fricsay sen.
 1867 - 1945

Richard Fricsay jun.
 1888 - 1960
 
Livia Dobay
 1912 - 2002
Biografie
100. Geburtstag
Repertoire
Wegbegleiter
Erlebtes
Anekdote
 
Rita Schuler
 1933 - 2006
Andras Fricsay
 geb. 1942
Ferenc von Szita
 geb. 1969
 

Erster Opernbesuch vom Sohn   (Einem Zeitungsartikel aus dem Jahr 1945 nachempfunden)

Festlich gekleidet ging Livia’s Sohn, Buli, im Alter von 5 Jahren zum ersten Mal in die Oper.  Beeindruckt von dem schönen Treppenaufgang mit den vielen Stufen brachte er kein Wort heraus. Er hielt die Hand des Vaters mit aller Kraft. Als er auf dem Sessel in der Loge thronte, staunte er auf einen riesigen Vorhang. „Und jetzt, Papa?“ fragte der Kleine. „Jetzt musst du warten, der Vorhang wird sich gleich öffnen und dann kommt die Mami und wird singen. Wir dürfen aber nicht miteinander reden bis das Licht wieder angeht! Du musst ganz leise sein! “

Livia im Künstlerzimmer litt unter noch mehr Lampenfieber als üblich. „Endlich hört und sieht mich mein Sohn! Das wird ihm gefallen!“  

 Filmausschnitt von   " Rendez-vous am Donau-Ufer "

Der Vorhang hob sich für die „Csárdásfürstin“. Als Buli seine Mama auf der Bühne entdeckte, hielt ihn nichts mehr auf dem Stuhl. Er stand an der Logenbrüstung mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen. Er passte auf, als könne er der Handlung folgen. Kostüme und Bühnenbild wirkten wie ein wunderschönes, überdimensioniertes Bilderbuch.

Dann kam der Moment als die Mama ihren Kollegen umarmte. Der Kleine war verzweifelt! Niemand ausser ihm und Papa durften die Mama umarmen! Er schaute sich hilfesuchend nach dem Vater um. Doch dieser sass mit leicht geschlossenen Augen auf seinem Stuhl und bekam nichts davon mit. So blieb dem kleinen Knirps nichts übrig als selber zu agieren.

Also stellte sich Buli ganz hoch auf die Zehenspitzen, stützte sich mit beiden Händen aufs Geländer, holte tief Luft und rief aus vollem Hals:  “Mami, was machst du! Pass auf! Umarme den Onkel nicht!“   
 
Mit einem Schlag achtete niemand mehr auf das Bühnengeschehen. Wie auf Befehl drehten alle Theaterbesucher den Kopf und blickten zur Loge, aus der die Regieanweisung gekommen war.

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